Die Legende der heiligen Odilia

Um 622 wurde Herzog Attich anstelle eines gewünschten Sohnes eine blinde Tochter geboren, die er zu töten befahl. Mutter Bereswinde rettete das Kind und ließ es heimlich in das burgundische Kloster Beaume-les-Dames zur Erziehung bringen. Zehn Jahre später träumte Bischof Erhard von Regensburg, dass er ein blindes Mädchen in Beaume taufen sollte. Er brach dorthin auf, fand das Kind, und als das Taufwasser die Haare netzte, wurde es sehend. Es erhielt deshalb den Namen Tochter des Lichts, Odilia. Jahre danach holte einer ihrer Brüder, Graf Hugo, das Mädchen nach Hause zurück. Der Herzog geriet darüber in solche Wut, dass er seinen Sohn erschlug.
Odilia aber bezeugte ihrem Vater trotzdem Demut und Liebe, und er bereute seine abscheulichen Taten. Odilia wollte ihr Leben Gott weihen, doch der Herzog beabsichtigte, sie mit einem Fürsten zu verheiraten. Die ratlose Odilia floh in den Schwarzwald und wurde dort eingeholt. Angesichts ihrer Not öffnete sich ein Fels und gab ihr Asyl. Dieses erneute Wunder beeindruckte Attich so sehr, dass er seiner Tochter die Hohenburg am Nordgipfel des Odilienbergs schenkte, um dort ein Kloster zu gründen.

Das Kloster

Blick auf das Eingangsgebäude

Nach dem Kloster auf der Hohenburg erbaute sie 707 die Nonnenabtei Niedermünster, von der heute nur noch Reste zu sehen sind. Als Odilia 720 starb, sollen alle Glocken im Elsaß wie von selbst zu läuten begonnen haben, und schon kurze Zeit danach wurde Kloster Hohenburg zu einem bekannten Wallfahrtsort.
Die Verehrung der Heiligen hat sich über viele Jahrhunderte bis heute erhalten. Kaiser und Könige, wie Karl der Große, Ludwig der Fromme, Papst Leo IX., Friedrich Barbarossa, Richard Löwenherz und Karl IV., pilgerten zu ihrem Grab. Alljährlich findet am 13. Dezember, dem Namenstag der heiligen Odilia, eine große Wallfahrt mit Odilienfest am Mont Sainte-Odile statt.
Man betritt den lindenbestandenen Klosterhof und findet rechts die Klosterkirche, die 1687 auf den Grundmauern der abgebrannten Vorgängerkirche errichtet wurde. Im Ostflügel des Odilienhofes liegt die Kreuzkapelle, der bedeutende Überrest des romanischen Klosters (11.Jh.) Hier ruht Herzog Attich.
Durch eine skulpturengeschmückte Tür gelangt man in die Odilienkapelle, wo in einem Steinsarkophag die sterblichen Überreste der Heiligen liegen.
Von der Terrasse des Klosters reicht der Blick weit ins Land, bei klarer Sicht bis zum Straßburger Münster und zum Schwarzwald.

Der Mont Sainte-Odile (Odilienberg), der heilige Berg des Elsass liegt 764 Meter hoch am Rand der Vogesen bei Ottrott ist die bedeutendste Wallfahrtstätte der Elsass-Region.
Über dem Steilhang eines riesigen Buntsteinmassives thront auf dem Turm der Klosterkirche die kolossale Statue der heiligen Odilia. Die Schutzpatronin des Elsass schaut vom Odilienberg herab auf ihr Land und zeigt sich ihren zahlreichen Besuchern schon von weitem. Dieser bewaldete Bergrücken ist von der sogenannten Heidenmauer (mur paien) umgeben. Sie entstand ca. 1000 v.Chr. und war der Befestigungsring einer keltischen Fliehburg. Zehn Kilometer lang, drei Meter hoch und oft über zwei Meter stark, erbaut aus zyklopischen Sandsteinblöcken, die ohne Mörtel nur mit Eichenholzklammern in schwalbenschwanzförmigen Steinvertiefungen verbunden waren, umschloss sie das Refugium der Kelten gegen Angriffe von außen. Maennelstein und Wachstein dienten als Wachtürme.
Grabungen belegten eine Benutzung der Anlage noch in römischer Zeit.
Unter der Frankenherrschaft befand sich auf dem Odilienberg die Hohenburg der Etichonen aus Obernai. Sie waren Grafen von Elsass und Gefolgsleute der Frankenkönige. Aus diesem Geschlecht stammt auch Attich oder Eticho, Vater der heiligen Odilia, mit der folgenden Legende verbunden ist.

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Kathleen Brandt
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